Männchen Selbstführung

Warum Selbstmanagement Unsinn ist

„Dinge können gemanaged werden – Menschen brauchen Führung.“

Diese These stellt Stephen R. Covey in seinem Buch „Der 8. Weg auf“. Das hat mich fasziniert!

Covey bezieht sich dabei auf eine Form des Management, die Menschen als reine Ressourcen sieht und wie Dinge verplant, einsetzt und steuert. Mit seiner These möchte er den Blick darauf richten, den Menschen als „ganze Person“ zu sehen – mit all seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Emotionen.

In diesem Kontext erscheint der Begriff „Selbstmanagement“ völlig unsinnig.

Wenn Menschen nicht ge-managed werden sollten, dann macht es eher Sinn, den Begriff „Selbstmanagement“ durch „Selbstführung“ zu ersetzen. Denn vermutlich wollen wir uns selber lieber als „ganze Person“ sehen – und nicht als Ding.

Doch was genau könnte man unter dem Begriff „Selbstführung“ verstehen?

Zur Beantwortung dieser Frage werfe ich zunächst einen Blick in die Arbeitswelt.

Wenn Du als Angestellter arbeitest, hast Du vermutlich einen Chef. Mal angenommen, Dein Chef wäre nicht nur Dein Vorgesetzter, sondern Deine Führungskraft (in meiner Welt sind „Vorgesetzter“ und „Führungskraft“ nicht das Gleiche): Was würdest Du von Deinem Chef als gute Führungskraft erwarten?

Die Antworten auf diese Frage sind sicherlich so verschieden wie Menschen unterschiedlich sind. Deswegen habe ich hier die wichtigsten Eigenschaften aufgeschrieben, die ich für allgemeingültig ansehe:

  • Vision: Meine ideale Führungskraft hat eine ganz klare und „ansteckende“ Vision für die Entwicklung der Abteilung und wie die Abteilung zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen wird. Vielleicht werden die Mitarbeiter sogar eingebunden, um eine Vision (weiter) zu entwickeln.
  • Ziele: Aus dieser Version kann meine ideale Führungskraft Ziele ableiten und klar kommunizieren. Wir sind im Dialog um abzustimmen, wie mein Beitrag zur Erreichung dieser Ziele sein kann. Dialog heißt: Mir wird nichts „aufgedrückt“ – meine Meinung ist gefragt.
  • Freiraum: Die ideale Führungskraft setzt Rahmenbedingungen und läßt mich in diesem Rahmen frei und selbstständig agieren. Für die Rahmenbedingungen gilt: So viel wie nötig – aber so wenig wie möglich. Ich darf und soll Verantwortung übernehmen.
  • Entwicklung: Mein ideale Führungskraft fordert und fördert mich. Ich kann meine Fähigkeiten und Stärken einsetzen und werde bei meiner Weiterentwicklung unterstützt. Vielleicht sieht meine ideale Führungskraft sogar Potentiale in mir, die ich selber noch gar nicht gesehen habe.
  • Feedback: Fortlaufend bekomme ich von meiner idealen Führungskraft offenes Feedback über meine „Außenwirkung“ und meinen Beitrag zu den Zielen der Abteilung.

Übertragen wir jetzt das Bild einer idealen Führungskraft in der Arbeitswelt auf uns als ideale Führungskraft für uns selbst. Dann könnte gute Selbstführung in etwa so beschrieben werden:

  • Vision: Du hast eine ganz klare Vision für Dein Leben, für die Du „brennst“.
  • Ziele: Aus Deiner Vision hast Du Ziele abgeleitet, an deren Umsetzung Du konsequent arbeitest.
  • Freiraum: Du zwängst Dich nicht in ein Korsett und bleibst flexibel und offen. Aber: Du übernimmst für Dich und die Erreichung Deiner Ziele die volle Verantwortung und wirst dieser Verantwortung gerecht.
  • Entwicklung: Du hast Dir Deine Fähigkeiten und Stärken bewusst gemacht – und arbeitest permanent daran, Dich weiter zu entwickeln und immer besser zu werden.
  • Feedback: Du bist Dir selber gegenüber ganz ehrlich und gibst Dir Feedback, ob Du auf dem Weg Deine Ziele zu erreichen Dein Bestes gibst. Oder Du holst Dir Feedback von Freunden.

Wenn Du dieser Definition zustimmen kannst, dann ist es vielleicht interessant einen Moment über folgende Fragen nachzudenken:

  • Würdest Du sagen, dass Du im Sinne dieser Definition für Dich selber eine gute Führungskraft bist?
  • Kann man Deiner Meinung in einem Unternehmen eine gute Führungskraft sein, wenn man sich selber nicht gut führen kann?
  • Welche Voraussetzungen müssen wohl gegeben sein, damit jemand eine gute Führungskraft werden kann – für Andere oder für sich selber?
  • Hast Du es zu 100% selber in der Hand, für Dich selber die beste aller Führungskräfte zu werden? Und wenn nein: Was brauchst Du noch dazu?

Beim Management dreht sich im Wesentlichen alles um den Einsatz von Methoden und Werkzeugen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Bei der Führung liegt der Fokus auf inneren Haltungen und der Anwendung von Paradigmen.

Wenn wir nicht mehr von „Selbstmanagement“ sprechen, sondern von „Selbstführung“, dann reden wir eben nicht mehr von Methoden und Werkzeugen – den sogenannten „Selbstmanagement-Werkzeugen“ – sondern von Arbeit mit uns selber und von grundsätzlichen Einstellungen zu uns und dem Leben.

Das Ziel von Selbstführung könnte ungemein mitreißend sein – weil es darum geht, immer besser zu werden. Auf der Suche nach dem besten Selbst, was wir uns vorstellen können.

Wahrscheinlich ist das eine lebenslange Aufgabe. Aber ich finde, das ist es wert!


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