Dürfen Sie der wichtigste Mensch in Ihrem Leben sein? Oder sollten das Ihre Kinder sein – oder Ihre Eltern? Ich glaube, dass es Ihnen nicht gut tut, wenn Sie in Ihrem eigenen Leben nicht der wichtigste Mensch sind.
Eine liebe Freundin von mir arbeitet so viel, dass Sie in Ihrer Urlaubszeit oft „umfällt“. Dann geht für ein paar Tage erst mal nix mehr. Ich habe sie gefragt, wer in Ihrem Leben die wichtigsten Menschen sind. Die Antwort: „Meine Eltern, meine Schwester, meine beste Freundin.“ Erst beim zweiten Mal nachfragen, ob in dieser Aufzählung nicht jemand fehlt, kam die zögerliche Antwort: „Und ich selber.“
Kennen Sie das auch – dass Sie an letzter Stelle kommen?
Auch im Rahmen meiner Studie habe ich diesen Aspekt beleuchtet. Ich habe z.B. gefragt, was als erstes hinten runter fällt, wenn die Zeit knapp wird. Auf diese Frage haben viele Alleinerziehende mit „Ich selbst“ geantwortet. Zwei Zahlen dazu aus der Studie:
- 84% der Teilnehmerinnen wünschen sich mehr Zeit für sich selbst
- 85% können nicht regelmäßig ausschlafen
Anderes dagegen scheint ein höhere Priorität zu haben:
- Nur 22% wünschen sich mehr Zeit für Ihre Berufstätigkeit
- Nur 34% wünschen sich mehr Zeit für Hausarbeit/Besorgungen
Die Zeit für die eigenen Kinder ist ebenfalls zu knapp – 62% wünschen sich, mehr Zeit mit Ihren Kindern verbringen zu können.
Aber: Zeit für sich selbst scheint unwichtiger zu sein, als Zeit für Berufstätigkeit, Haushalt und Kinder.
Stellen Sie sich – nur als Gedankenexperiment – einmal vor, es wäre anders :
- 85% wünschen sich mehr Zeit für den Haushalt
- Nur 34% wünschen sich mehr Zeit für sich
Wie könnte der Alltag von Alleinerziehenden aussehen, wenn das wahr wäre?
Die Wohnung wäre unaufgeräumter und nicht so sauber. Vielleicht liegt irgendwo ein großer Stapel von Wäsche, der gefaltet werden möchte. Das Geschirr von 2 Tagen steht in der Küche herum. Sie und Ihre Kinder essen seit zwei Tagen Knäckebrot, weil Sie nicht zum Bäcker gekommen sind, um frisches Brot zu kaufen.
Auf der anderen Seite nehmen Sie sich die Zeit, um Ihre Akkus wieder aufzuladen. Z.B. durch regelmäßigen Sport. Oder dadurch, dass Sie meistens ausreichend Schlaf bekommen. Regelmäßig telefonieren Sie mit Ihrer besten Freundin – und danach sind Sie meistens fröhlich und gut gelaunt. Ihren Kindern gegenüber haben Sie ein deutlich stabileres Nervenkostüm. Das führt zu einer harmonischen Grundstimmung in Ihrem zu Hause. Und beim Abendbrot kichern Sie zusammen, weil das Knäckebrot so lustig beim abbeißen knackt.
So ist es natürlich nicht – das war ja nur ein Gedankenexperiment.
Aber was wäre, wenn Sie wirklich darüber nachdächten, der Zeit, die Sie für sich haben, eine größere Priorität einzuräumen? Wäre die positive Wirkung den Preis wert?