Früher gab es mal Ruhetage. Kaum noch vorstellbar in Zeiten, in denen viele Geschäfte quasi rund um die Uhr geöffnet haben. Warum lassen wir dieses Konzept nicht wieder aufleben und gönnen uns regelmäßige Ruhetage?
Anfangs war ich sehr irritiert: Der Bäcker bei uns „um die Ecke“ hat nur vormittags geöffnet – und am Sonntag geschlossen. Ein Bäcker der sonntags geschlossen hat? Und wo kriege ich dann meine Brötchen her?
Nach der anfänglichen Irritation hatte ich dann Respekt: Der zieht es durch und sorgt gut für sich. Und die Kunden akzeptieren es und stellen sich darauf ein.
Nach meinem Eindruck ist dieser Bäcker heutzutage eine Rarität. Selbstständig wird von vielen als „selbst und ständig“ interpretiert.
Und auch die nicht-Selbstständigen „stopfen“ sich oft die Woche voll: Von Montag bis Freitag wird gearbeitet – und am Wochenende liegen tausende von Dingen an, die getan werden sollen oder wollen. Entweder Pflichten wie Gartenarbeit, Reparaturen, Haushalt – oder der berühmte Freizeitstress. Freundschaften pflegen sich nicht von selbst – und den Kindern soll ja auch was geboten werden.
Ruhetage? Fehlanzeige!
Dabei sind solche Pausen wichtig. Regelmäßig einen Tag, der frei von jeder Planung ist. Einfach nur die Seele baumeln lassen. Die eigenen Akkus wieder aufladen.
Doch wo soll die Zeit dafür herkommen?
Ein Patentrezept gibt es dafür meines Wissens nach nicht. Die Lebenssituationen und Werte der Menschen sind viel zu unterschiedlich.
Wenn wir uns Zeit für Ruhetage nehmen, die wir bisher nicht genommen haben, dann muss die Zeit woanders „abgeknapst“ werden. Und das hat einen Preis. Aber vielleicht ist der Preis gar nicht so hoch?
Hier ein paar Ideen:
- Weniger fernsehen
Fernsehen ist die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Deutschen – so stand es jetzt zu lesen in den Medien. Warum nicht weniger fernsehen?
Der Preis: Probleme beim Abschalten nach der Arbeit – viele nutzen dieses Medium nämlich genau dafür. Aber vielleicht könnte man auch beim Wäschefalten oder Staubsaugen abschalten? Fernsehen verleitet vor allem auch dazu, länger davor zu hocken als eigentlich geplant. Vielleicht braucht es gar nicht so viel Zeit zum „Abschalten“? - Reduzierung der Berufstätigkeit
Wir könnten unsere Berufstätigkeit reduzieren und auf 80% gehen.
Der Preis: Wahrscheinlich reduziert sich unser Lebensstandard. Bei hohen finanziellen Verpflichtungen (Kredit für’s Haus) könnte das schwierig sein. Vielleicht könnten wir aber auch an anderer Stelle sparen – z.B. nicht das neueste Handy kaufen, nicht mehr Rauchen, nicht zweimal im Jahr in den Urlaub fahren. Wäre es das wert? - Zeit für Freundschaften konzentrieren
Manche Bekanntschaften werden nur aus Tradition gepflegt. Wie wäre es, sich auf Zusammensein mit Menschen zu beschränken, die einem wirklich am Herzen liegen?
Der Preis: Einige Menschen fühlen sich vielleicht zurückgesetzt und sind beleidigt. Vielleicht sind sie aber auch insgeheim froh, weil sie jetzt selber mehr Zeit haben. - Effizienzsteigerung
Manchmal ist es auch möglich, die eigene Effizienz zu steigern, um dadurch Zeit zu sparen. Das dazu gehörende Stichwort: Selbstmanagement. Diese gesparte Zeit könnten wir in einen Ruhetag investieren.
Der Preis: Hier ist vielleicht eine zeitliche Anfangs-Investition nötig, um sich über Möglichkeiten der Effizienzsteigerung schlau zu machen. Danach braucht es vor allem Disziplin, um die gelernten Methoden wirklich jeden Tag anzuwenden. - Rollen abgeben
Manchmal haben wir Rollen übernommen, hinter denen wir gar nicht mehr stehen. Dabei denke ich an Rollen wie Schatzwart im Tennisverein oder Vorsitzender der Elternpflegschaft. Vielleicht gibt es Rollen, die wir ablegen können?
Der Preis: Menschen sind vielleicht irritiert oder verärgert, weil nun jemand anders diese Rolle übernehmen muss. Aber mal ehrlich: Vielleicht sind diese „anderen“ auch wirklich mal dran?
Welche Ideen fallen Ihnen ein?