Genauso wie Angst wird Stress „gemacht“ – er findet ausschließlich in Deinem Kopf statt. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du mit einer kleinen Übung Stress auch „wegmachen“ kannst.
Bei einer Live-Demonstration in einem NLP-Training fragt der Trainer den Teilnehmer: „Wie machst Du Deine Angst?“
Der Teilnehmer ist über diese Frage irritiert. Seine Höhenangst ist einfach da – die „macht“ er doch nicht. Oder doch?
Der Trainer lässt nicht locker: „Was passiert in Deinem Kopf als erstes – bevor die Angst kommt?“
Der Teilnehmer überlegt kurz. „Als erstes habe ich ein Bild von großer Tiefe vor meinem inneren Auge.“ Der Trainer nickt: „Und was passiert dann?“
Stück für Stück nehmen sie die inneren Abläufe im Kopf des Teilnehmers auseinander. Sie holen die unbewusste Strategie des Teilnehmers in dessen Bewusstsein. Danach ist der Teilnehmer mit Unterstützung des Trainers in der Lage, seine Strategie so zu verändern, dass am Ende keine Höhenangst dabei herauskommt.
Dann ist auch allen klar, warum der Trainer am Anfang gefragt hat: „Wie machst Du Deine Angst?“
Und genauso wie Angst wird auch Stress „gemacht“. Stress „passiert“ in Deinem Kopf – er ist Deine Reaktion auf Deine Lebenssituation.
Vielleicht denkst Du jetzt, dass es total klasse wäre, wenn Du Deinen Stress „wegmachen“ könntest – genauso wie der Seminarteilnehmer seine Höhenangst „weggemacht“ hat.
Dazu eine kleine Beispielgeschichte:
Stell Dir einfach mal kurz vor, zu Deinen Aufgaben würde es gehören, jeden Dienstag und Donnerstag nach der Arbeit Deine Tochter zum Sport zu bringen.
In Variante 1 stresst Dich das jedes Mal, weil du nach einem anstrengenden 10 Stundentag platt bist und am liebsten erstmal die Füße hochlegen würdest. Genervt treibst Du jedes Mal Deine Tochter zur Eile an, damit ihr pünktlich kommt. Weil Feierabendverkehr ist, benötigst Du für die kurze Strecke viel länger als eigentlich nötig – und das stresst Dich zusätzlich.
In Variante 2 freust Du Dich immer auf diese Fahrten, weil das kurze Momente des Alleinseins mit Deiner Tochter sind. Oft passiert es, dass Deine Tochter sich freut, Dich für ein paar Minuten „für sich“ zu haben. Sie erzählt von der Schule und von Erlebnissen mit Freunden. Manchmal wünschst Du Dir fast, die Schlangen vor den Ampeln wären etwas länger.
Es gibt Menschen, die erleben Variante 1 – und es gibt Andere, die Variante 2 erleben. Die Situation ist immer die gleiche – aber Dein Kopf entscheidet über „Stress“ oder „nicht Stress“.
Wenn Du Dir wünschst, dass Dein Kopf weniger Stress „macht“, und wenn Du dazu etwas tun könntest: Wärest Du bereit, dafür etwas Zeit zu investieren?
Stress „wegmachen“: Eine kleine Übung im Selbststudium
Ich möchte Dir eine kleine Übung vorstellen, mit der Du Dein Stresserleben verändern kannst. Du brauchst ein wenig Zeit für diese Übung – aber nicht sehr viel.
Woran Du merkst, dass Du Stress hast
Eine spannende Frage ist es: Weißt Du bereits, wie sich Stress bei Dir anfühlt – und wie Du merkst, wenn er entsteht?
Wenn Du unsicher bist, könntest Du folgendes tun:
Beobachte Dich mal ein paar Tage ganz bewusst und nehme war, wie es sich anfühlt, wenn Du Stress hast. Wie fühlt sich ein bisschen Stress an – und wie ganz viel? Wo in Deinem Körper spürst Du das?
Schreibe Deine Erkenntnisse täglich auf – bis Du Dir sicher bist, dass Du erkennen kannst, wann Du gestresst bist und wie es sich anfühlt. Du könntest Deinen Stresspegel auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten: 1 heißt kein Stress, 10 heißt maximaler Stress.
Ein Stresstagebuch anlegen
Beginne ein stichwortartiges Stress-Tagebuch zu führen. Dort notierst Du alles, worauf Du mit Stress reagierst:
Wie viel Stress auf einer Skala von 1 bis 10 erzeugst Du bei welchen Situationen oder Aufgaben Deines Alltags? Was sind Deine wirklichen „Stresstreiber“ – d.h. Situationen, auf die Du mit einem Stresspegel zwischen 1 und 10 reagierst?
Andere Perspektiven einnehmen
Wenn Du nach ein paar Tagen Deine „Stresstreiber“ gefunden hast, geht es in die nächste Runde: Nimm Dir einen Moment Zeit und beantworte – am besten schriftlich – zu jedem Deiner „Stresstreiber“ die folgenden Fragen:
- Was an dieser bisher als stressig erlebten Situation oder Aufgabe ist gut und positiv für Dich?
- Für wen außer Dir ist es gut, dass Du das tust, was in dieser Stresssituation für Dich zu tun ist?
- Wie wichtig sind Dir die Menschen, die außer Dir etwas davon haben? (auf einer Skala von 1 bis 10)
- Sind die positiven Aspekte für Dich oder Andere es wert, es weiterhin zu tun?
Wirken lassen
Vielleicht macht es bei Dir direkt „Klick“ – und Du kannst eine bisher als stressig erlebte Situation in Zukunft deutlich entspannter erleben. Weil es für Dich und Andere sehr wertvoll ist, dass Du das tust. Und weil Du in dem Moment die Gewissheit hast, dass es genau richtig ist es zu tun.
Wenn das so ist: Mit welchem Stresspegel zwischen 1 und 10 hast Du vorher die Situation bewertet – und wie bewertest Du sie jetzt?
Wenn es nicht sofort „Klick“ macht: Entspann Dich und gib Deinem Unterbewusstsein Zeit und Raum, die neuen Perspektiven aus Schritt 3 wirken zu lassen.
Nach ein paar Tagen nimmst Du Dir noch mal die Liste aus Schritt 3:
- Stimmst das immer noch so, wie es da steht?
- Kannst Du noch etwas ergänzen?
Weglassen
Wenn es Dir auch nach ein paar Tagen nicht gelingt, den gefühlten Stresspegel für eine Situation oder Aufgabe zu reduzieren, dann wäre es ja möglich, dass Du diese Aufgabe zukünftig weglassen kannst. Denn anscheinend gibt es nicht ausreichend positive Aspekte daran – oder die negativen Aspekte überwiegen einfach.
Wenn es für alles, was jemand zukünftig nicht mehr tut – aber bisher immer getan hat – einen Preis zu bezahlen gilt: Was wäre der Preis den Du bezahlen müsstest, wenn Du diese Aufgabe zukünftig nicht mehr übernimmst? Kannst Du bereit sein, diesen Preis zu bezahlen?