Als Student lernte ich eine Frau kennen, die damals in dem Alter war, in dem ich heutzutage bin (Anfang 50). Diese Frau hatte ihren Mann erst sehr spät kennengelernt und geheiratet. Beide führten zusammen ein kleines Unternehmen. Sie arbeiteten hart, um ihr Auskommen im Rentenalter zu sichern. Und sie hatten einen Plan: Sie wollten noch 10 Jahre (hart) arbeiten – und dann gemeinsam ihren Lebensabend genießen.
Nach 6 Jahren ist ihr Mann ganz unerwartet verstorben. Die Frau stand plötzlich nicht nur alleine da, sondern auch vor dem Trümmerhaufen ihrer zurückgestellten Wünsche und Sehnsüchte.
Dazu passend finde ich dieses Zitat von Maria von Ebner-Eschenbach:
Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann.
Als ich damals diese Geschichte hörte habe ich mir geschworen, dass ich niemals meine großen Wünsche und Sehnsüchte auf irgendwann später verschieben werde. Denn wer weiß, ob es ein später gibt. Allerdings war und ist das gar nicht so einfach, denn dazu musste ich erstmal wissen, was meine großen Wünsche und Sehnsüchte überhaupt sind.
Als Student bestand mein sehnlichster Wunsch darin, das Diplom mit einer guten Note zu bestehen und dann einen guten Berufseinstieg hinzulegen. Als dieser Berufseinstieg geglückt war, war es mein sehnlichster Wunsch, mich beruflich weiterzuentwickeln und mehr Verantwortung zu übernehmen. Später wurde es ganz wichtig, eine Familie zu gründen. Jetzt ist es mein innigster Wunsch, als Zeitkünstler möglichst viele Menschen zu erreichen und zu inspirieren.
Jede Lebensphase bringt vermutlich ganz eigene Sehnsüchte und Wünsche mit sich. Und die Kunst ist es diejenigen Sehnsüchte zu erkennen, die am Lebensende einen Unterschied machen werden. Denn auf die sollte man sich fokussieren.
Bei mir werden meine eigenen Kinder immer einen großen Unterschied machen. Ich denke, dass ich an meinem Lebensende sehr traurig wäre, hätte ich keine Familie gegründet. Ob meine bisherigen beruflichen Schritte als Angestellter – die sogenannte „Karriere“ – an meinem Lebensende einen großen Unterschied machen werden, das wage ich zu bezweifeln.
Zu diesem Thema habe ich einen passenden Buchtipp: John Strelecky – The big five for live (dtv Verlag)
Die sagenhafte Vera Birkenbihl hat es etwas anders ausgedrückt: Auf YouTube findest Du das Video „In jeder Situation ein Lächeln bewahren können und warum…“. Ab 3:10 geht es um das, was sie als Fixstern im Leben bezeichnet.